Donnerstag, 11. September 2008

Adipositas und Notfallintubation

Die Intubation zur Sicherung der Atemwege ist eine der häufigsten Maßnahmen der Notfallversorgung von Schwerverletzten. Jeder, der schon intubiert hat, weiß, dass die anatomischen und physiologischen Verhältnisse bei Adipositas eine Intubation erschweren. Die Vermutung liegt daher nahe, dass das Risiko für ein Fehlschlagen der Intubation oder für Atemwegskomplikationen im Notfall bei schwer verletzten adipösen Patienten erhöht ist.

Trifft das aber tatsächlich zu?

Um diese Frage zu beantworten, haben Ziad Sifri und Mitarbeiter der New Jersey Medical School in Newark prospektiv gesammelte Daten aus einer Datenbank von 9880 Patienten untersucht (Journal of Trauma). Diese Patienten waren einem städtischen Traumazentrum der Maximalversorgung zugewiesen worden und hatten dringlich eine atemwegssichernde Versorgung benötigt. Die Autoren ordneten die Patienten nach ihrem BMI vier verschiedenen Gruppen zu.

Über die dreijährige Studiendauer, wurden 1435 (14%) notfallmäßig intubiert. Sie stellten die Studienpopulation. Etwa 92% der Intubationen auf der Notfallstation wurden vom Anästhesie-Team vorgenommen. Von allen notfallintubierten Patienten waren 46% schlank, 37% übergewichtig, 15% adipös und 2% adipös mit Folgekrankheiten.

Interessanterweise war der BMI kein unabhängiger Risikofaktor für fehlgeschlagene Intubationen, Atemwegskomplikationen nach Intubation oder Tod, weder außerhalb der Klinik noch auf der Notfallstation. Nur frühe Atemwegskomplikationen zeigten einen statistisch signifikanten, aber klinisch wohl kaum relevanten Bezug zu einem höheren BMI.

Die Autoren schließen, dass die Notfallintubation adipöser Traumapatienten sicher und erfolgreich in einem Traumazentrum der Maximalversorgung durchgeführt werden kann. Ob das Gleiche auch für Zentren mit weniger Erfahrung gilt, muss man noch sehen.

Insgesamt stimmt diese Studie deutlich mit früheren Ergebnissen überein, dass das Gewicht oder die Größe keine bestimmende Determinante für das Behandlungsergebnis oder die Überlebenswahrscheinlichkeit in kritischen Situationen ist.

In erfahrener Hand gibt es eindeutig keinen Grund, bei Patienten mit höheren BMI mit einer Intubation zu zögern.

AMS
Edmonton, Alberta

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