Gestern begann das 3. jährliche Obesity Boot Camp, das vom Canadian Obesity Network (CON) und der Merck-Frosst/CIHR Obesity Chair der Universität von Laval, Quebec, veranstaltet wird. Das jährliche Boot Camp ist eines der erfolgreichsten nachwuchsbildenden Initiativen, was sich an den anhaltend begeisterten Rückmeldungen von über 50 Studenten und Berufsanfängern zeigt, die bisher am Camp teilgenommen haben.
Anders als der Name vielleicht vermuten lässt, handelt es sich nicht um ein Abnehm-Camp für Studenten mit Übergewicht (im Gegenteil ist es sogar bei der Qualität des Essens im Camp eine Herausforderung, nicht zuzunehmen), sondern das neuntägige Camp ist eine Lehr- und Netzwerk-Gelegenheit, die 24 der besten jungen Adipositas-Forscher im Land angeboten wird. Die Teilnehmer kommen in diesem Jahr von 19 verschiedenen Universitäten aus ganz Kanada.
In diesem Jahr wurde das Boot Camp wieder von Ian Janssen, Queen’s University (Kingston, Ontario) eröffnet. Er sprach über Definition und Epidemiologie der Adipositas. Abgesehen von einem prägnanten Überblick über das Thema berichtete er auch über seine Forschungsarbeiten zu den Gesundheitskosten im Zusammenhang mit Adipositas.
Neu nahm dieses Jahr Diane Finegood teil, Direktorin des CIHR Institute of Nutrition, Metabolism and Diabetes und Professorin an der Simon Fraser University (Vancouver, British Columbia), die über komplexe Anpassungen sprach. Einige zentrale Eigenschaften komplexer Systeme schließen Heterogenität, Nichtlinearität, Rückkoppelungen, Lernen, Evolution, Stochastik, Interdependenz und Emergenz ein.
Laut Finegood muss man die Adipositas-Pandemie als eine sich entwickelnde Eigenschaft beim Menschen betrachten, die sich in unserer derzeitigen adipogenen Umwelt entwickelt. Weil emergierende Eigenschaften definitionsgemäss dann entstehen, wenn Einzelfaktoren eines Systems zusammen das tun, was sie für sich allein nicht tun würden, kann man sie generell nicht über einen reduktionistischen Ansatz optimal verstehen oder angehen.
Damit wäre es auch ziemlich schwierig, verlässlich die Adipositas-Epidemie vorher zu sagen oder Lösungen zu finden, indem man individuelle Anteile unserer Umwelt erforscht (z.B. die urbane Ausbreitung) oder irgend eine Einzelkomponente der menschlichen Biologie (z.B. Genetik) isoliert betrachtet.
Ihre Quintessenz zu diesem komplexen Thema lautete: Jeder Einzelne zählt, wir müssen die Kapazitäten an die Komplexität anpassen und Erwartungen kanalisieren, Netzwerke und Teams einrichten, Wettbewerb und Feedback-Schleifen einrichten, intersektorales Vertrauen aufbauen, Verhalten beobachten, Effektivität messen und einen Ansatz über die Gesamtregierung einführen (kein einzelnes Ministerium kann das Problem lösen).
Das war wirklich ein beeindruckender Start des Obesity Boot Camp 2008.
AMS
Duchesnay, Quebec
Dienstag, 29. Juli 2008
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