Dienstag, 12. August 2008

Funktionieren Schrittzähler?

Der gestrige Blog-Eintrag provozierte etliche E-Mail-Antworten (warum sind die Leute eigentlich immer noch zu schüchtern für Kommentare direkt auf der Seite?).

Ein Leser fragte, ob es belegt ist, dass die Aufforderung an die Patienten, einen Schrittzähler (Pedometer) zu verwenden, irgend etwas bringt.

Die schlichte Antwort lautet: Ja!

Diese Antwort fußt auf einer Metaanalyse für Bewegungs-Interventionen auf Grundlage eines Schrittzähler-Gebrauchs. Diese Metaanalyse von Caroline Richardson und Kollegen der University of Michigan erschien dieses Jahr in den Annals of Family Medicine.

Für diese Metaanalyse durchsuchten Richardson und Mitarbeiter sechs elektronische Datenbanken und kontaktierten Pedometer-Experten, um Bewegungsstudien auf Schrittzähler-Basis zu identifizieren, die eine Gewichtsänderung als Endpunkt hatten, ohne eine Ernährungsintervention zu beinhalten. Für neun Studien trafen diese Einschlusskriterien zu. Die Zahl der eingeschlossenen Probanden reichte von 15 bis 106, insgesamt waren 307 Teilnehmer eingeschlossen, 73% Frauen und 27% Männer. Die Dauer der Intervention erstreckte sich von 4 Wochen bis zu einem Jahr, mit einer medianen Dauer von 16 Wochen.

Die gepoolte Schätzung der mittleren Gewichtsabnahme ab Studienbeginn mit einem Fixed-Effects-Modell und Kombination der Daten aus allen 9 Kohorten betrug -1,27 kg (95% Vertrauensintervall: -1,85 bis -0,70 kg). Eine längere Interventionsdauer war mit einer größeren Gewichtsveränderung assoziiert. Im Durchschnitt verloren die Teilnehmer unter der Intervention 0,05 kg pro Woche.

Schrittzähler-gelenkte Laufprogramme resultieren also tatsächlich in einem bescheidenen Gewichtsverlust, wobei längere Programme zu einer größeren Abnahme führen als kürzere Programme.


Das sind zwei wichtige Botschaften:

1. Für sich genommen sind Schrittzähler kaum die bedeutendste Adipositas-Intervention (sogar noch intensivere Bewegung wird für sich allein als Abnahmestrategie überschätzt, trotz ihrer vielen gesundheitlichen Vorteile).

2. Wie mit allen Adipositas-Strategien sollte jede Intervention ein lebenslanges Ziel sein. Die Verwendung von Pedometern für ein paar Wochen oder Monaten ist wahrscheinlich unnütz, da das Gewicht in der Minute wieder zu steigen beginnt, in der man den Schrittzähler nicht mehr benutzt.


Falls sich jemand fragt: "Wozu der Aufwand, wenn die Abnahme so bescheiden ausfällt?": Der springende Punkt ist nicht die Abnahme, sondern dass jede dauerhafte Steigerung der körperlichen Aktivität eine Gewichtszunahme besser verhindern kann als eine Strategie, die nur auf Kalorienrestriktion setzt. Ein Pedometer ist eben die einfachste Methode für eine objektive Eigenkontrolle der Aktivität (sicher, Beschleunigungsmesser sind noch besser, kosten aber auch zehn- bis hundertmal so viel).


Tipp: Empfehlen Sie Ihren Patienten, in ein vernünftiges Modell zu investieren. Je billiger, desto anfälliger für Ungenauigkeit und Frustration - ein gutes Modell kostet mindestens 15 Euro - gut angelegtes Geld!


AMS
Edmonton, Alberta

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